SchauRaum Verwall
Der Naturraum des Verwall und die Europaschutzgebiete im Montafon - ein Schauraum für Partenen
Projektdauer: 22.07.2022 - 30.11.2024
Projektträger
Kurzbeschreibung
Das Europaschutzgebiet „Verwall“ ist mit knapp 121 Quadratkilometern das größte Schutzgebiet in Vorarlberg. Die Gebirgsregion erfährt mit der touristischen Erschließung und Vermarktung sowie dem zunehmenden Interesse der heimischen Bevölkerung an Sportaktivitäten und Erholung abseits der Ballungszentren einen noch nie dagewesenen Zulauf an Besucher:innen.
Die Wahl des Wiegensees 2021 zum schönsten Platz Österreichs in der ORF-Sendung „9 Plätze 9 Schätze“ (https://www.youtube.com/watch?v=MgTUcl8xmno) steigert das Interesse weiter. An erster Stelle sind die Schutzgebiete aber Teil der Montafoner Gemeinden und somit auch ein Teil der unmittelbaren Umwelt der einheimischen Bevölkerung, die sich in den Gebieten gerne aufhält und/oder diese bewirtschaftet. Eine entsprechende Identifikation der einheimischen Bevölkerung mit den Gebieten und eine Sensibilisierung hinsichtlich der Schutzwürdigkeit unserer Natur- und Kulturlandschaft sind dabei die Voraussetzung für den Erhalt dieser bemerkenswerten Gebirgslandschaft.
Im ehemaligen Tourismusbüro Partenen ist ein multifunktionaler, naturkundlicher Schauraum mit Konzept und Drehbuch für die Ausstellung entstanden. Die Umsetzung und Produktion der Grafik und Visualisierungen erfolgt im Anschluss an das Projekt. Der Schauraum dient jetzt als zentraler Ausgangspukt für Erkundungstouren in das Europaschutzgebiet Verwall. Das Aufzeigen von allgemeinen Zusammenhängen in der Natur stärkt dabei das Bewusstsein und schafft Verständnis für die Notwendigkeit von Schutz- und Lenkungsmaßnahmen und die Bedeutung und Herausforderungen einer traditionellen Bewirtschaftung im Gebiet. Die geschaffene Möglichkeit zur Nutzung der Räumlichkeiten für Veranstaltungen verschiedenster Art wie Schulführungen und Vorträge sowie die gestalterische und inhaltliche Einbeziehung angrenzender Räumlichkeiten (Seniorenraum, WC …) schaffen darüber hinaus neue Impulse für die Belebung des Dorfs.
Ausgangslage
Mit Beitritt zur Europäischen Union wurden in allen Bundesländern Österreichs die naturschutzfachlich geeignetsten Gebiete als Natura 2000- bzw. Europaschutzgebiete nominiert. Dieser aufwändige Ausweisungsprozess führte in manchen Regionen - darunter auch im Montafon - zu hitzigen Diskussionen, fürchtete man doch den Verlust des eigenen Mitspracherechts zur zukünftigen Entwicklung der betroffenen Gebiete. Die tiefsitzenden Vorbehalte mündeten in einem zweijährigen Mediationsverfahren, das bestehende Bedenken und Konflikte mehrheitlich aufzulösen vermochte. Das Ergebnis waren eine Gebietsverordnung, ein vor Ort ansässiges Schutzgebietsmanagement und Maßnahmen zur Besucherlenkung und -information, die zur Erreichung der Schutzziele unter Wahrung der Nutzungsinteressen einen wichtigen Beitrag lieferten.
Seither wurde es ruhig um die Europaschutzgebiete im Verwall – und trotz zahlreicher Maßnahmen zur Bewusstseinsbildung sind die Ziele von Natura 2000 in der Bevölkerung bis heute wenig bekannt. Vielmehr wird das Schutzgebietsnetzwerk nach wie vor als Belastung denn als Bereicherung empfunden.
In den letzten Jahren haben die Europaschutzgebiete und der Naturraum Verwall jedoch an Bekanntheit gewonnen, nicht zuletzt durch die Ortsprofilierungen der Gemeinden Gaschurn und Silbertal, die das touristische Potential der Europaschutzgebiete „entdeckt“ haben und sich seither um die Bewerbung der Gebiete bemühen. Mit der Zunahme der Besucherzahlen, insbesondere am Wiegensee in Partenen, ergibt sich die Notwendigkeit, Gäste und Besuchende über die Bedeutung der Gebiete verstärkt zu informieren und hinsichtlich der Lenkungsmaßnahmen (Wegegebote etc.) zu sensibilisieren. Die Räumlichkeiten des ehemaligen Tourismusbüros in Partenen bieten sich mit ihrer Nähe zur Vermuntbahn als Einstieg in das Verwallgebiet für einen Schauraum regelrecht an.
Ziele/Wirkung
- Die bauliche Fertigstellung des Schauraums ist die Grundlage und Einstiegspunkt für ein attraktives Schutzgebiets-Besucherzentrum für interessierte Einheimische und Gäste mit einem klaren Alleinstellungsmerkmal in der Region (einzige naturkundliche Ausstellung mit dem Themenschwerpunkt Natura 2000). Der Schauraum wird mit seinem noch umzusetzenden Vermittlungsangebot eine nachhaltige Ergänzung zu den klassischen Tourismusangeboten in der Region.
- Wissen zum Naturraum, den Zusammenhängen in der Natur, zum kulturellen Erbe und der Notwendigkeit von Schutzmaßnahmen kann zukünftig auf anschauliche Art und Weise vermittelt werden.
- Stärkung und Wiederbelebung des Ortskerns von Partenen durch sinnvolle multifunktionale Nutzung bestehender Räumlichkeiten (Nachnutzung Tourismusbüro Partenen) – Vermeidung von Leerstand im Ortszentrum
- Schaffung von Impulsen für weiterführende Projekte und Wertschöpfung (Organisation von freiwilligen Arbeitseinsätzen auf Alpen/Maisäßen, Erweiterung des Betätigungsfelds für Wander- und Naturführer:innen, Tourismusangestellte, …)
- Kooperationen zwischen den Gemeinden, dem Regionalmanagement, den Bergbahnen und dem Tourismus werden gestärkt.
Inhalte
Detailkonzept Ausstellung
In der Zusammenarbeit mit den Projektpartner:innen – dem Heimatschutzverein Montafon, dem Naturschutzverein Verwall-Klostertaler Bergwälder, dem Regionsmanagement Europaschutzgebiete Montafon-Klostertal, dem Montafon Tourismus und der inatura Erlebnis Naturschau – entstand ein umfassendes Betriebs- und Detailkonzept für den Schauraum. Dieses Konzept basiert auf einem bereits entwickelten Grobkonzept und umfasst detaillierte Pläne zur baulichen Anpassung sowie zur Ausarbeitung der Ausstellungsinhalte.
Ein wichtiger Aspekt der Inhaltserarbeitung war die aktive Einbindung der Bevölkerung. Erfahrungsberichte aus den Bereichen Alp- und Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Jagdwirtschaft und Tourismus flossen ein, um die Nutzungsgeschichte und die damit verbundenen Konflikte des Gebiets greifbar zu machen. Diese partizipative Herangehensweise stellte sicher, dass die Ausstellung nicht nur informativ ist, sondern auch von der Gemeinschaft getragen wird.
Umsetzung der Ausstellung
Zur Umsetzung des Schauraums mussten Projektabläufe und die Ausführung der im Detailkonzept festgehaltenen Arbeitsschritte wie räumliche Umbauten, die Produktion der Ausstellungsgrundlage (Landschaftsmodell und Wandverbauten), die Abstimmungsprozesse zwischen der Gemeinde und den involvierten Institutionen (Heimatschutzverein Montafon, Naturschutzverein Verwall-Klostertaler Bergwälder, Regionsmanagement Europaschutzgebiete Montafon-Klostertal, Tourismus Montafon und inatura Erlebnis Naturschau) und die kuratorische Gesamtleitung koordiniert werden.
- Koordination der Abstimmungsprozesse zwischen der Gemeinde und den involvierten Institutionen (Naturschutzverein Verwall-Klostertaler Bergwälder, Montafoner Museen)
- Begleitende Öffentlichkeitsarbeit im Rahmen der Projektumsetzung (Gemeindeberichte, etc.).
Resultate
- Detailkonzept als Basis für die Umsetzung des Schauraums und dessen nachhaltige Nutzung
- Erarbeitete Inhalte für die Ausstellung unter Einbindung der Bevölkerung und Projektpartner:innen
- Umgesetzter Schauraum mit Landschaftsmodell und Ausstellungskonzept zum Natura 2000 Gebiet im ehem. Tourismusbüro.
Bezug zum Programm
- Das Projekt fällt in der LES2020 in die Maßnahme 2NH03 „Lokales Natur- und Kulturgut zur Erhaltung erlebbar gestalten“. Im Aktionsfeld 2 wird die Wissensvermittlung um Nutzungskonflikte in der Natur- und Kulturlandschaft in Zusammenhang mit den Europaschutzgebieten explizit angeführt. Ebenso werden mit dem Projekt die Maßnahmen NH01 „Gezielte Auseinandersetzung mit den Ökosystemleistungen“, NH02 „Wissen zu Chancen und Risiken des Klimawandels vermitteln“ sowie NH04 „Alte Bausubstanz in Dorfzentren kreativ nutzen“ tangiert.
- Zuordnung zu den Zielen der Europäischen Kohäsionspolitik 2014-2020: Ziel 5: Anpassung an den Klimawandel, Risikoprävention und -management; Ziel 6: Umweltschutz und effiziente Nutzung von Ressourcen; Ziel 10: Investitionen in Aus- und Fortbildung und lebenslanges Lernen
- Daneben Übereinstimmung mit ausgewählten Zielen der Vorarlberger Tourismusstrategie 2020 (insbesondere Ziele 4 und 5), der Vlbg. Klimawandelanpassungsstrategie 2018 (Ökosysteme und Biodiversität), der Wald- und Forststrategie (EU, Bund, Vorarlberg) sowie der EU-Biodiversitätsstrategie.
Weitere Informationen
Das vorliegende Projekt geht auf die Initiative der Gemeinde Gaschurn zurück, die als Projektträgerin und Betreiberin der Ausstellung fungieren wird. Die inhaltliche Begleitung des Projekts erfolgt durch die bereits genannten Projektpartner*innen, deren Funktion im Folgenden kurz erläutert wird.
Der Naturschutzverein Verwall-Klostertaler Bergwälder mit Sitz in Schruns ist seit 2013 unter Leitung der Abteilung Umwelt- und Klimaschutz des Amtes der Vorarlberger Landesregierung verantwortlich für das Regionsmanagement der Europaschutzgebiete im Montafon und Klostertal. Das Projekt ist mit der Abteilung des Landes abgestimmt. Kernaufgaben des Vereins sind das allgemeine Schutzgebietsmanagement (zentrale Kontaktstelle bzgl. Angelegenheiten zu Natura 2000 in der Region), Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensräume in den Schutzgebieten, Monitoring, Besucher*innenlenkung, Information, Kommunikation und Bildung. Zu den stimmberechtigten Mitgliedern des Vereins zählen unter anderem alle Gemeinden im Montafon und Klostertal, die Anteil an einem Europaschutzgebiet haben (Gaschurn, St. Gallenkirch, Silbertal, Bartholomäberg, St. Anton im Montafon, Klösterle, Dalaas, Innerbraz, Bludenz) sowie die Regionalplanungsgemeinschaften REGIO Klostertal und Stand Montafon. Der Naturschutzverein Verwall-Klostertaler Bergwälder wird sich vordergründig im Rahmen der Ausarbeitung der Ausstellungsinhalte (AP2) in das Projekt einbringen. Außerdem werden vom Verein nach Abschluss des Projekts Vorträge, Veranstaltungen, Kinder- und Schulprogramme und Exkursionen rund um den Schauraum organisiert. Dadurch wird sowohl eine kontinuierliche Belebung und Nutzung der Ausstellungsräumlichkeiten sichergestellt als auch eine darauf aufbauende Erweiterung des Bildungs- und Informationsangebots (Schulungen, Vorträge, Exkursionen) in der Region ermöglicht.
Ein zweiter, starker Partner des Projekts ist der Heimatschutzverein Montafon, der bereits für die Betreuung von vier Montafoner Museen verantwortlich zeichnet und somit entsprechende Erfahrung in der Umsetzung von Museumskonzepten in das Projekt einbringt. Darüber hinaus beteiligt sich der Verein an der inhaltlichen Umsetzung der kulturhistorisch relevanten Themen in der Ausstellung und wird nach Abschluss des Projekts ebenso themenbezogene Veranstaltungen im Schauraum organisieren.
Des Weiteren wird eine Kooperation mit der inatura Erlebnis Naturschau in Dornbirn angestrebt. Erste Zusagen zu einer inhaltlichen Begleitung des Projekts bestehen bereits, Ausmaß und Details der Kooperation werden im Rahmen der Ausschreibung der Projektleitung festgelegt. Durch die Einbindung der inatura Erlebnis Naturschau in das Projekt könnte auf eine außergewöhnliche Erfahrung in der naturkundlich-pädagogischen Vermittlung, auf bestehende Kooperationen mit anderen Institutionen sowie Exponate aus der Sammlung der inatura für das Ausstellungsprojekt zurückgegriffen werden.
Die Einbringung relevanter Inhalte für den Schauraum verspricht sich der Projektwerber auch von der Bevölkerung, die in die Ausgestaltung der Schauraum-Bereiche „Beziehungs- und Konfliktgeschichte Mensch und Natur“ sowie „Sensibler Umgang mit einem sensiblen Naturraum“ eingebunden werden soll. Mögliche weitere Partner*innen wären hierzu die Jägerschaft, der Forstfonds Stand Montafon, die Silbertaler Waldschule, Bergführer*innen, Älpler*innen, Landwirt*innen etc.
Montafon Tourismus, Illwerke Tourismus (Betreiber der Tafamuntbahn) und die Alpenvereine (ÖAV sowie DAV Sektion Heilbronn) werden in das Projekt frühzeitig eingebunden. Der Schauraum soll über die Bergbahnen, Alpenvereinshütten und Tourismusbetriebe bereits vor Abschluss des Projekts beworben und in das touristische Programm aufgenommen werden.
Literaturhinweise
- Informationen zu den Europaschutzgebieten im Montafon: www.naturvielfalt.at/verwall
- Rath&Winkler 2020: Ausstellungs-Grobkonzept: Europaschutzgebiete, Natur- und Kulturlandschaft des Verwall-Gebirges im Montafon